wanderlust = n, [won-der-luhst], a strong innate desire to rove or travel about

01.12.2013

Geräuschvolles

Die Beatpoets geben Gas:


© diekremserin
gestern war ein hervorragender Abend für mich (und eine kleine Runde an Menschen). Ich saß mitten in der großen Halle der Kunsthalle Krems, hinter mir Yoko Ono's Fäden, vor mir ein Tischtennistisch auf dem Michael Ostrowski, Ursula Strauss, Ma_riot & Alfred Schwarzbauer die Bälle hin und her fetzen. 

Aber da geht's auch schon los. Die Geräusche werden aufgenommen, verdichten sich, ein Rhythmus entwickelt sich, schwächt ab. Michael Ostrowski steht auf und die Poesie zwischen Sound und Stimme beginnt. Dass Gedichte von Allen Ginsberg, William S. Burroughs und Charles Bukowski vermischt mit der geräuschvollen, sich entwickelnden Klanginstallation treffen, hat etwas meditatives.

© diekremserin
Die Reaktionen im Publikum waren gemischt, aber durchaus positiv, von lächelnden Gesichtern bis  geschlossenen Augen. Und ganz zum Schluss, als leTAMTAM und Michael Ostrowski sich verbeugen, das Publikum klatscht, bricht kein Aufstehen-und-Gehen-Sturm aus, sondern alle bleiben. Andächtig sitzen die Menschen am Boden und auf den kleinen Museumsstühlen und warten auf mehr.

Ich hoffe auch, dass sich die Performance zwischen Lesung und Konzert wiederholt. Another time. Another place. I'll be there.









die beiden glücklichen Gewinner © diekremserin

In diesem Sinne schicke ich ein Bukowski-Gedicht in die Sonntagabend-Welt hinaus:

Mal relaxen können wie eine Maus in der Falle

In den meisten Fällen
enden wir als senile
gutmütige Narren, hin
und her geschoben von
einer rosigen Kranken-
schwester, die uns an-
blafft, weil die
Bettpfanne wieder rand-
voll ist.
Es sei denn, es nimmt
ein gewaltsames Ende -
ein Finish, in dem
noch einmal alles an uns
vorüberzuckt: Mahagoni-
farbene Sonnenstrahlen,
Girls am Strand, Platt-
füße, Haarschnitte,
rasselnde Wecker, ein
rasender Puls.
Egal wie, es kommt nie
richtig zusammen.
Ich gehe in Bars, durch
leere schmale Seiten-
straßen, ins Wettbüro,
frage mich, was ich
eigentlich will, und
denke wehmütig an
Urwälder voll Kletter-
pflanzen und ähnliche
Dinge, z.B. an Mäuse,
die sich mit den Vorder-
pfoten die Nase putzen.
Ich sehe mir die Leute an,   
aber sie sind alle
beschäftigt mit Dingen,
die ein Spinner wie ich
für Unfug hält: Ein Haus
abstottern, von da nach
dort kommen, Geld verdienen
und darüber reden.
Das einzige wovon man
etwas hat, ist wahrscheinlich
rücksichtslos zu schlafen,
aber auch das geht nicht
lange genug gut - überall
werfen sie Preßlufthämmer an,
die Kirchenglocken juckt der
Schweiß der Beter, die Bienen
stechen, die Fenster gleißen,
Boote kentern und verfüttern
ihren Inhalt an die Haie, nur
Kanonen schlafen ungestört
in Museen. Ich gehe weg von
allem, habe nichts gelernt,
weiß jeden Tag weniger, meine
Hände werden magnetisch ange-
zogen von meiner Kehle,
meine Füße tragen mich voran
wie bewußtlose tierische
Extremitäten, in Gegenden
hinein, wo es schimmelt und
gärt, in eine behagliche
Hölle, voll von Grünzeug,
Ranken und Lianen, und dafür
danke ich ihnen auf den Knien.
Charles Bukowski



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