wanderlust = n, [won-der-luhst], a strong innate desire to rove or travel about

25.11.2014

Mit Vertrauen zum Erfolg: SONNENTOR mit Leidenschaft

Nachdem das Transkribieren des Interviews eine Weile dauerte, freue ich mich nun Teil II des spannenden sowie informativen und lustigen Interviews mit Johannes Gutmann zu posten, den ich mit meinen Freundinnen im Sommer besuchte. Teil I kannst du hier nachlesen. Die Produktpalette von SONNENTOR - gerade in der Vorweihnachtszeit - macht Lust auf mehr. Der Gewürzadventkalender steht schon in meiner Küche und ich warte gebannt auf den 1. Dezember um endlich das erste Fenster zu öffnen :)

was du nicht willst was man dir tut, das füg auch keinem andern zu...


Judith: Kann man die Firma in Tschechien auch besichtigen?
Ist genauso offen wie hier. Wir haben die Firma genauso aufgebaut wie hier, ein bisschen kleiner, aber wir sind überglücklich mit diesem Standort. Auch dort ein Dorf, wo ich eine alte, zusammengefallene Mühle gekauft habe, dann einen abgebrannten Kuhstall – auch in Tschechien sind wir auf Ruinen gebaut. In anderen Ländern sind wir etwas vorsichtiger. In Rumänien haben wir vor 7 Jahren eine Firma gegründet und in Albanien vor 5 Jahren. Aber auch immer mit Partnern, wie in Tschechien. Rumänien ist momentan zu unsicher, ich liebe Rumänien, aber dort zu investieren bedarf einer ganz anderen Rechtssicherheit, trotz EU-Beitritt. Es dauert einfach 2-3 Generationen.

Wie sieht's mit Albanien aus? 
Albanien ist auf einem anderen Blatt Papier, das ist wie (überlegt). Albanien macht auch super Fortschritte, ich besuche Albanien seit 7 Jahren regelmäßig einmal pro Jahr. Kosovo, Albanien - für mich eine riesengroße Zukunftschance. Dort sind die Menschen durchschnittlich 20 Jahre alt, bei uns ist das - ich glaube ich bin gerade Durchschnitt. Also, knappe 50 Jahre. Ich freue mich wenn die Jugend Interesse hat.

Sonnentor-Geschäft in Sprögnitz © diekremserin


Carina: Wie kommst du auf Albanien? 
Die sind zu mir gekommen. Ich bin den ganzen Ländern eigentlich nicht nachgefahren. Klar, Tschechien, dort bin ich auch einer Einladung gefolgt, ich habe mich nicht selbst eingeladen... Rumänien ist zu uns gekommen, Albanien ist zu uns gekommen. Wir sind komplett offen gegenüber Auslandskontakten. Nur, ich fahre nicht hin und sag: "Jetzt bin i da, wer will mit mir a Firma gründen?" Aber so machen es sehr viele. Wieso? In erster Linie gehen Unternehmensbosse ins Ausland, weil sie wirtschaftliche Vorteile haben und höhere Gewinne erzielen wollen. Dabei helfen günstigere Arbeitnehmer, Betriebsmittel, die nix kosten, Steuervorteile - was mach ich eigentlich noch hier?
Für uns war dies NIE ein Thema. Denn was in den Auslandstöchtern verdient wird, bleibt auch dort und wird vor Ort investiert. Deswegen geht es uns in Tschechien genauso gut wie hier. Wir transferieren keine Gewinne. Sie haben dafür gesorgt diese Gewinne zu erzielen, wir haben ihnen dabei anfänglich geholfen.

Spannend. 
Damit entstehen neue Strukturen und somit entstehen Arbeitsplätze. Die jungen Menschen dort erfahren nur Scheiße, vorwiegend geht's um Statussymbole, die sie besitzen sollen. Nur Klumpat! Wahnsinn! "Du musst ein schnelles, großes Auto haben um nach außen hin zu blenden!", wird ihnen eingetrichtert. Ob du innen ganz anders bist, interessiert niemanden. Ich will dies nicht über alle stülpen! Aber Statussymbole sind einfach noch sehr wichtig - auch hier.

Aber solche Zusammenarbeiten verbinden europäische Länder miteinander.
Genau, ich sehe mich als Europäer! Als praktizierender Europäer. Ein Traum, was in unserer Zeit passiert ist: der EU-Beitritt, der Zusammenschluss der Länder... Aber die Grundausrichtung ist ein Traum. Deshalb ist SONNENTOR auch etwas weltumspannendes. Es gibt nur eine Sonne, es gibt eine Freude und sie lachen überall auf der ganzen Welt. Meine weiteste Reise ging nach Japan und dort lachen sie genauso wie überall wo ich war. Außerdem ist Japan das Land der aufgehenden Sonne.

Gestartet bist du mit Kräutern und Tees. Hast du von den anfänglichen Produkten noch ein Lieblingsprodukt? 
Ich bin selbst überrascht. Alle Produkte aus 25 Jahren sind noch im Sortiment. Blödsinn, den Willkommen-Tee gibt es nicht mehr. Aber sonst ist das ganze Sortiment... Ah, na der Freizeit-Tee wurde zum Schönen-Feierabend-Tee umbenannt. Auch bei unsren Produkten gibt es Lebenszyklen. (lacht) Ich konnte die Kräuter aber nicht anders erfinden. Denn die wachsen seit ca. 1000 Jahren: ich hab sie nur anders eingepackt und ihnen eine neue Geschichte gegeben.

Hast du ein Lieblingskraut?
Mein Lieblingskraut ist das Johanniskraut. Ist eh klar. Es heißt so wie ich und blüht zu der Zeit in der ich geboren bin. Ich freue mich darüber und über das sonnige Gemüt. Die positive Lebenseinstellung kann mir niemand nehmen.

Bist du bei den Namensgebungen der Produkte Impulsgeber oder Miterfinder? 
Am Anfang war ich natürlich alles, weil niemand anderer hier war. Mittlerweile bin ich sehr froh, dass wir vier tüchtiger MitarbeiterInnen und MitunternehmerInnen, die sehr viel Hirnschmalz einfließen lassen. Ich mache sehr gerne mit, wenn ich gefragt werde, aber ich freue mich über das was entsteht. Manches kaufen wir auch zu. Wir können nicht alles wissen. Seit 22 Jahren arbeiten wir mit einer Werbeagentur zusammen, einem Berater, der uns hilft die Marke als Marke auszubilden. Er hat mich ganz klar gefragt, 1995/96 was ich denn als Unternehmer will. Ich hab geantwortet, dass ich davon leben will. Ich möchte diese Vision in die Welt bringen und weiß, dass es funktionieren wird. Aber er hat mich weiter gefragt, ob ich eine Marke aufbauen will oder ein No-Name-Produzent werden will. Wenn dann will ich eine Marke daraus machen, entschied ich mich schon vor 22 Jahren. Das Glück liegt in meiner Hand, ich kann gestalten und die Zukunft so mitbestimmen, wie ich sie mir vorstelle! Und unsere Vision hier ist Arbeitsplätze zu schaffen. Die Entscheidung eine Marke aufzubauen, war eine meiner wichtigsten Unternehmensentscheidungen: Marke aufbauen, Vertrauen aufbauen, geerdet bleiben,...

Lagerhalle in Sprögnitz mit einer Vertragsbäuerin im Fenster © diekremserin
Lagerhalle in Sprögnitz mit einer Vertragsbäuerin im Fenster © diekremserin


Wenn du Nachhaltigkeit mit einem Satz beschreiben würdest, was sagt dieses Wort für dich aus? 
Nachhaltigkeit ist der Umgang mit Mensch und Umwelt. Mensch und Umwelt hat mit Wirtschaft viel zu tun. Von der Bäuerlichkeit her: "Was du nicht willst was man dir tut, das füg auch keinem andern zu." Willst du, dass irgendjemand grauslich ist zu dir, nein, wieso willst du dann Pestizide mitessen. Und was wir alles essen ist ein Wahnsinn.

Judith: Deine Lieblingsspeise? 
Ich sag's ganz ehrlich: gebackene Steinpilze. Wenn man im Waldviertel Schwammerl suchen geht, findet man die schönsten.

Judith: Und du trinkst Tee dazu?
Nein, eigentlich nur Wasser. Denn Tee trinke ich nur dann, wenn ich bereit bin für ein Geschmackserlebnis.

Wann trinkst du Tee? 
Ich trinke den ganzen Tag über Tee, verteilt. Das heißt bis zum Abend durchgehend. Ich trinke auch sehr gerne Kaffee. Auch von Sonnentor. Die meisten Kaffees sind sehr sauer geröstet, und ich hab früher von dem Zeug im Sodbrennen bekommen. Deshalb muss ich bei Kräutern und vor allem bei Kaffee sehr aufpassen.

Judith: Woher kommt der Sonnentor Kaffee eigentlich?
Ich hab seit einigen Jahren mein eigenes Kaffeeanbaugebiet in Nicaragua. Wir haben dort noch keine Firma gegründet, aber auch die haben uns gefunden und nicht umgekehrt. Das ist ein Österreicher der ein Dreiviertel Jahr in Nicaragua lebt und sich zum Ziel gesetzt hat die nicaraguanische Kaffeekultur zu verändern. Ich war vor 2 Jahren in Nicaragua, als beschlossen wurde, dass wir eine Partnerschaft machen - wir wollen natürlich sehen wie dort gearbeitet wird. Ein toller Einblick, aber ich hab noch keinen grauslicheren Kaffee getrunken wie am Stadtplatz von Granada. Ich hab eine Woche lang Sodbrennen gehabt. Die saufen das letzte Klumpert. Der Grund ist, dass die Bohnen auf großen Betonplätzen für den Export nach Europa getrocknet werden, die dann zusammengekehrt und abtransportiert werden. Und das, was nach dem Kehren übrig bleibt, trinken sie selbst... Ich glaube 180 Tonnen Kaffee haben wir letztes Jahr verkauft, 120 davon kamen aus Nicaragua, 60 Tonnen haben wir aus den Provinzen gekauft wo es Fairtrade gibt.

Judith: Genau das war meine nächste Frage: wie ist das mit Fairtrade und Sonnentor? 

Was wir nicht selbst in der Hand haben, kaufen wir über Fairtrade, aber was wir selbst in der Hand haben, wissen wir das wirklich fair ist. 


Carina, diekremserin Lucia, SONNENTOR-Gründer Hannes, Judith von der Morgensonne
Carina, diekremserin Lucia, SONNENTOR-Gründer Hannes, Judith von der Morgensonne


Das heißt ihr braucht keine Zertifikate oder andere Maßnahmen?
Nein, wenn man weiß wie und was man tut, braucht man nicht irgendjemanden, der sagt, "He, das ist gut!" Ich brauch hier auch niemanden, der mir das sagt. Ich spüre das ja! Wir haben ein gutes Selbstempfinden. UND: was du nicht willst was man dir tut, das füg auch keinem andern zu... In Nicaragua funktioniert das genauso wie in Albanien, Rumänien und Tschechien und überall auf der Welt. Nur ich brauch kein extra Pickerl, wo draufsteht, dass wir gut sind. Wir haben mit uns mit unseren Vertragsbauern nicht den Weltmarktpreis als Ziel gesetzt. Denn wer mit dem Weltmarktpreis arbeitet, arbeitet mit den Spekulationen, die nicht fair sind.

Meine abschließende Frage an dich, der in und um Sonnentor lebt: wo tankst du auf? 
Wo tanke ich auf? Eigentlich in dem was ich tue. Das hier ist für mich keine Arbeit. Alles was ich machen wollte ist hier, obwohl mir so viele Menschen gesagt haben: "des is a Schas wos du da tust. Das braucht niemand. Na du wirst bald Konkurs machen." Dies ist die schönste Genugtuung zu wissen, dass das was ich mache gebraucht wird und gesehen wird. Immer mehr Menschen bewerten Sonnentor gut. Nicht weil ich täglich Beweihräucherungen oder Huldigung brauche, sondern ich weiß für mich, dass der Weg den wir mit Sonnentor eingeschlagen haben, der richtige Weg ist. Das ist meine Tankstelle. Das ist optimal...

Herzlichen Dank für die Zeit und für die großartigen Einblicke in dein Unternehmen! 

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