wanderlust = n, [won-der-luhst], a strong innate desire to rove or travel about

14.06.2016

Traum einer Kunsthistorikerin: Maria Luggau


Einer der entlegensten Orte Österreichs dürfte der Marienwallfahrtsort Maria Luggau sein. Über Serpentinen, und mit Geschwindigkeit 30 – wofür ich dem Busfahrer Valentin persönlich sehr dankbar bin – schlängelt sich das Gefährt durch das Lesachtal. Eilig darfst du es hier nicht haben. Gut, dass sich SlowFood Austria als Zugpferd  diese Kärntner Region für die neue Marke SlowFoodTravel ins Boot geholt hat.


„Die Bedeutung von Lesach liegt in der Slowenischen Sprache, und kann mit Wald oder Gehölz übersetzt werden.“

Im Rahmen der österreichischen Bloggerreise besuchen meine KollegInnen und ich nun jenen Ort, der mich während meines Studiums beschäftigt hat: Maria Luggau. Wieso Maria Luggau? Verortet im westlichsten Zipfel von Kärnten, fast in Tirol, entwickelt sich der Legende nach der wichtigste Wallfahrtsort für Oberkärnten, Osttirol und Oberitalien mithilfe eines Traumes einer Bäuerin namens Helena im frühen 16. Jahrhundert. Ein Kirchenbau in einem Weizenfeld soll entstehen, hier wo die Berge bedrohlich nahe kommen und das Tal ganz eng wird. Das Zeitalter der Hexenprozesse lässt Bäuerin Helena fast zu Tode kommen, glücklicherweise wird sie in Keutschach aber freigelassen und letztendlich wird der Bau der Kirche tatsächlich in Angriff genommen.

Im heutigen Kirchenschiff, das barockisiert wurde, siehst du die Entstehungsgeschichte dieser Kirche in den Fresken. Stuck ersetzt hier Marmor, diese Technik Illusion zu erzeugen spricht für barocke Ausstattungen. Einst als Servitenkloster zum Bistum Aquilea gehörend, ist Maria Luggau heute der Diözese Gurk untergeordnet und dient als Bildungshaus, Pilgerbetreuung und für Schullandwochen, in denen sich Schulklassen ab sieben Jahren mit Wanderungen und Klosterrallyes die Zeit vertreiben.

Das Gewölbe im Turmvorhaut ist ein Juwel für KunsthistorikerInnen. 
Gleich geht's hinein in die mystischen Klostergemäuer, die viele Geschichten beherbergen. 
Ich stelle mir lebhaft vor, wie Kinder durch die Gänge jagen, sich auf den Mühlenweg (bei Reisebloggerin findest du eine schöne Beschreibung zum Weg) quälen – dazu ein eigener Beitrag – oder entdecken wie Sauerteigbrot gebacken wird. Brigitte Lugger, der Guide für den Vormittag, ist eine gebürtige Gailtalerin, die als junge Lehrerin hier nach Maria Luggau gekommen ist und, laut ihrer Aussage, den „Nächstbesten“ geheiratet hat: ihren damaligen Nachbarn. Mit flinken Schritten und wachen Augen erzählt sie uns vom Leben im Lesachtal, das zwischen Gemütlichkeit und im Einklang mit der Natur stattfindet und auch durch Mühsal geprägt ist.  Mit Witz und einem Augenzwinkern beschreibt Brigitte Lugger einen Brief, der nach wie vor im Besitz des Ehepaares ist - auch wenn dabei ein anderes Mädchen im Vordergrund steht: "Hier im Kloster waren Jahr für Jahr Mädchen einquartiert, die zu Näherinnen ausgebildet wurden." Dabei wurde im Brief ein geheimer Treffpunkt zwischen Brigitte Luggers Ehemann und einem Mädchen ausgemacht. "So ging das früher! Geheim und ohne Handy!"

„Wir sind mit Langsamkeit gesegnet.“

Wunderschöne Verzierungen an der Fassade perfektionieren die Illusionsmalerei: ja, das hier ist gemalt, nicht tatsächlich mit Stuck verziert.

Diese Langsamkeit bezeugt auch der Klostergarten, der dem Kloster und der Wallfahrtskirche vorgelagert ist. Von der Straße als Terrassenanlage erfassbar, siehst du erst nur die Gartenrotunde im östlichen Teil des Gartens. Die Quelle des Wohlbefindens, in der eine Reise durch die vier Elemente stimuliert wird, steht untrennbar mit dem Klosterleben in Verbindung. Einerseits dient der Garten als Nutzbepflanzung um zu ernten und zu essen, aber auch als Heilpflanzensammlung, die stetig erforscht und weiterentwickelt wurde. Außerdem kommst du in spirituellen Gärten wie diesen runter - in der Ruhe liegt die Kraft. Denn außer den Regentropfen, die nach und nach stärker auf den Boden prasseln, den verschiedenen Vogelarten und den zirpenden Grillen, ist hier weder Auto- noch sonst ein Lärm zu hören.

Den Klostergarten kannst du mit einer Gartenführung "Was der Klostergarten erzählen kann...?" oder auf eigene Faust erkunden!

Das naturbelassenste Tal der Alpen

Brigitte Lugger ist stolz darauf hier zu leben und jetzt in Pension für Gruppen unterwegs zu sein, bis zu 100 Führungen finden während der Hauptsaison von Juni bis Oktober statt. Danach kann es leicht passieren, dass im hohen Tal – der Almauftrieb geht hier bergab, denn das Tal liegt so hoch wie die Alm – auch ein paar Meter Schnee liegen.

Valentin, der Busfahrer, sammelt uns nach der Begegnung mit dem Kloster wieder ein und bringt uns weiter ins Lesachtal, auf die andere Seite, dort wo eine Vielzahl an Wanderungen möglich ist, und die Grenze nach Italien näher und näher rückt.

#reisebloggerat - Vom Korn zum Brot


Mit Hashtags #VisitCarinthia #ReiseBloggerAT #SlowTravel und #SlowFoodTravel findest du über diverse Social Media Plattformen weitere Beiträge zu unserem österreichischen Reisebloggertreffen in Kärnten in Zusammenarbeit mit N(assfeld)L(esachtal)W(eissensee). Schau bei meinen KollegInnen vorbei, die ebenso über den Ausflug nach Maria Luggau berichtet haben.

2 Kommentare:

  1. Hey Lucia, hab gerade erst diesen Beitrag entdeckt! Ich fahr schon seit ca. 15 Jahren ins Lesachtal zum Snowboarden und wandern. Unsere Unterkunft ist gleich neben Maria Luggau - die "Wacht", der Gasthof, der an der Grenze von Kärtnen und Osttirol wacht. :) Eine sehr schöne Gegend, oder?

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    1. Hey Ella, ja ich war begeistert von Maria Luggau, und kann mir das gar nicht im Winter vorstellen. Muss ein echtes Wonderland sein! Herrlich! Geniess es! :) LG Lucia

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